Baugeschichte

Bis heute ist die Baugeschichte des Schlosses Eigenthal nicht in allen Punkten geklärt und von vielen Vermutungen begleitet. Aufgrund der Lage des Schlosses zwischen zwei tiefen Bachtobeln und der bis zu 1,2m dicken Grundmauern wird angenommen, dass an der Stelle des heutigen Gebäudes eine mittelalterliche Burganlage, eine kyburgische oder habsburgische Ministerialburg, gestanden hat. Bis heute sind allerdings keine archäologischen Grabungen vorgenommen worden, die das Bestehen einer solchen Anlage auch tatsächlich hätten bestätigen können.

In einer Urkunde vom 21. November 1391 erscheint als erster urkundlich fassbarer Vertreter seines Geschlechts ein in Winterthur eingebürgerter und wohnhafter Ulrich Eigendal. Emil Stauber nimmt an, dass die Eigendals, wie viele andere dem niedrigen Dienstadel angehörige Familien, vielleicht um die Mitte des 14. Jahrhundert's den wohl unwohnlich gewordenen Sitz verlassen haben und in die österreichische Stadt Winterthur gezogen seien. In der Stadt sei es zu dieser Zeit üblich gewesen, die Einwanderer nicht ritterlicher Ministerialgeschlechter mit dem bürgerlichen Namen zu nennen. So habe man das vom Eigenthal gekommene Geschlecht Eigendal genannt. Im 14. und 15. Jh. erscheinen die Eigendals mehrmals in Urkunden und verschwinden dann Ende des 15. Jahundert's.

Wer nach den Eigendals im Besitz des Gutes war, ist nicht bekannt.

1430 und 1464 kann belegt werden, dass das Eigenthal der Familie Rietmeyer gehörte. Am 19. Januar 1430 wird das Gut Eigenthal erstmals urkundlich erwähnt. Im Kaufbrief um die Burg Schollenberg wird ausgeführt, dass Hartmann Rietmeyers Frau von den Gütern zu Eigental ein Mütt Kernen, ein Mütt Haber, zwei Fasnachttshühner und vier Tagwen als Vogtrecht gebe. Zu dieser Zeit gehört Eigenthal zur Vogtei Berg, der die Feste Schollenberg ebenfalls angehört. Die gleiche Abgabe ist im Kaufbrief vom 26. Oktober 1464 um Schollenberg verzeichnet.

Der Lehensbrief vom 21. November 1477 ist die erste Urkunde, welche das Gut Eigenthal als Lehen der Grafschaft Kyburg bezeichnet: Bürgermeister Heinrich Röist verleiht «ein Gut, das man nampte Eigendals Gut und ze Buch in der Statt Zürich, Graffschaft Kyburg gelegen» an Klaus Weber von Buch, das diesem von seiner Frau Greth Weber «ankomen» ist. Möglicherweise war somit Frau Greth Weber eine geborene Rietmeyer.

Am 27. Oktober 1537 erfolgt durch Bürgermeister Heinrich Walder eine weitere Belehnung. Er übergibt das «Gut mit Haus, Hofstatt, Scheunen, Aeckern, Wiesen, Holz, Feld und aller Zubehör» dem damals in Rheinau wohnhaften Hans Weber, der es von seinem Vater gleichen Namens einige Jahre zuvor als Handlehen erhalten hat.

Bereits am 11. April 1538 verkauft Hans Weber das Lehen seinen Enkeln Heini, Hans und Marti Weber.

Was es mit dem in der Ostwand des Westflügels eingemauerten Wappen mit der Jahreszahl «1558» für eine Bewandtnis hat, konnte bisher nicht geklärt werden.

Aquarell: Eigenthal bei Flach (Datum unbekannt)

Wie «das Schloss» im 14., 15. und 16. Jahrhundert ausgesehen hat, ist unbekannt. Mit einiger Wahrscheinlichkeit steht in der Mitte des 16. Jahrhunderts der heutige östliche Flügel mit südlichem und nördlichem Treppengiebel als freistehendes Gebäude, wobei sein Baudatum und die allfälligen Zusammenhänge mit der vermuteten Ministerialburg nicht bekannt sind. Der Dachstuhl des östlichen Flügels ist eindeutig als ursprünglich selbständige Konstruktion zu identifizieren, die bei der Erweiterung Richtung Westen aufgebrochen worden ist (z.B. in der Luft schwebender Kehlbalken mit Zapfen an der Nahtstelle zum Dach des Zwischenbaus, der auf einen einst vorhanden gewesenen Sparren hinweist).

Möglicherweise um das Jahr 1570 gelangt das Gut Eigenthal in den Besitz des Gerichtsherrn von Flaach, Heinrich Peyer von Schaffhausen.

Nach 1580 verkaufte er es dem Mann seiner Tochter Katharina, Junker Georg Rietmann von Schaffhausen (Hochzeitsdatum: 3. November 1575 oder 23. Februar 1576, Datum der Heiratsurkunde). Katharina Peyer starb bald nach 1582. Georg Rietmann vermählte sich 1584 ein zweites Mal mit Anna Fälin, der Witwe des Jakob Dornhalm.

1588 liess das Ehepaar das Schloss erweitern und umbauen, womit es im grossen Ganzen seine heutige Gestalt erhalten hatte: Ein neuer, westlicher Flügel, der nach dem Vorbild des östlichen erbaut wird, wird mit letzterem durch einen Zwischenbau unter Satteldach verbunden.

Eine in die Südmauer des bergseitigen Flügelbaus eingemauerte Tafel mit den Wappen Rietmanns und seiner beiden Frauen sowie der Jahreszahl «1588» erinnert an den Umbau.

1618 stirbt Georg Rietmann. Die Witwe des einzigen Sohnes Heinrich (1614 gestorben) bleibt mit ihren fünf Kindern auf dem Schlossgut.

1661, nach dem Tod des 1639 geborenen Sohnes Heinrich, übernimmt dessen Sohn Eberhard das Gut Eigental. Zusammen mit seiner Frau, Justina Im Thurn, zeugt er 12 Kinder.

1667 findet laut Inschrift «16 R 67» (R=Rietmann) ein weiterer Umbau statt. Eine Ansicht aus diesem Jahr (siehe Fototeil) zeigt das Schloss von Süden. An der südlichen Giebelseite des westlichen Flügels ist ein eingeschossiger Pultdachanbau, wohl der neu erstellte Gebäudeteil (ziemlich sicher das Waschhaus), zu erkennen. Ebenfalls zu sehen ist eine Scheune im Osten und eine Scheune im Süden (heute nicht mehr vorhanden), eine Hanfreibe, deren Wasserrad durch Wasser aus einem auf Stützen stehenden Kännel betrieben wird, zwei kleinere Nebengebäude und die Mühle im Westen.

Die älteste Tochter Elisabeth Rietmann (1641-1717) heiratet 1665 den Hauptmann Hs. Heinrich Stapfer, den Sohn des Landvogtes Wilhelm Stapfer zu Andelfingen. Die beiden leben im Schloss Eigenthal. Nach seinem Tod im Jahr 1670 heiratet sie am 17. August 1671 den Quartierhauptmann Hs. Erhard Schmid, Gerichtsherr von Kempten. Am gleichen Tag heiratet ihr Bruder Eberhard die Tochter des neuen Ehemanns, Dorothea Schmid. Zusammen mit ihren neuen Kindern leben die beiden meistens im Schloss Eigenthal. Einige dieser Kinder bleiben auch nach dem Tod der Eltern im Schloss.

Vor 1714 kauft der Zürcher Junker David Wyss (1680–1723), Quartierhauptmann im Trülliker Quartier, das Schlossgut. Seine Frau Anna Barbara Escher (1689-1771) und ihre Kinder bleiben auch nach seinem Tod auf dem Schloss.

1765 kauft der im Schloss Berg wohnende Gerichtsherr von Berg. Junker Hs. Kaspar Escher vom Luchs (1725–1789) Schloss und Mühle Eigenthal. Er vermietet das Schloss an Hauptmann Heinrich Werdmüller von Elgg und dessen Frau, Margaretha Liechti.

Am 26. Juli 1782 tritt Gerichtsherr Hs. Kaspar Escher die Gerichtsherrlichkeit Berg mit Schloss, Lehenhaus usw. an seinen Sohn Hs. Georg (1756–1837) ab. Der alte Gerichtsherr Escher zieht ins Eigental und bestimmt, dass die beiden Güter nach seinem Tod wieder vereint werden sollen.

Im November 1788 gibt er seinen Haushalt im Eigenthal auf und zieht zu seinem Sohn ins Schloss Berg, wo er am 10. April 1789 stirbt.

Der neue Besitzer beider Schlösser, Hs. Georg Escher, beschäftigt sich u.a. intensiv mit der Landwirtschaft. Er bringt seine Güter in musterhaften Zustand, verbindet die beiden Schlösser durch eine Allee und macht sie durch eine neue, prächtige Innenausstattung zu festlichen Landsitzen. 1792 vermählt er sich mit der sechzehnjährigen Zürcher Bankierstochter Marianne Schulthess. Aus der Verbindung gehen vier Kinder hervor.

1798 verliert der Junker im Zug der helvetischen Revolution seine Herrschaftsrechte zu Berg; er bleibt jedoch seiner Gesinnung treu und kämpft bis 1814 um seine Rechte und die alte Ordnung, was ihn in erhebliche Schwierigkeiten bringt.

1812 befinden sich folgende Bauten des Eigenthals im Besitz der Familie Escher: Wohnhaus und Mühle (1927 abgebrochen), Beinmühle (1887 abgebrochen), Scheune und Trotte (1845 abgebrochen), Scheune und Stall (1856 abgebrochen), Mühlescheune, Knochenmühle (1852 abgebrochen); 1826 wird neu ein Holzschopf gebaut.

1816 zieht Sohn Georg ins Eigenthal, das während etwa 20 Jahren von Johannes Sigg von Rudolfingen, der in der Mediationszeit von 1803–1816 das Amt des Unterstatthalters im Distrikt Winterthur bekleidet hat, bewohnt und verwaltet worden ist.

18. Jahrhundert Künstlerische Darstellung.

Anfangs des 19. Jahhunderts betreibt Georg Escher auf seinem Gut Eigenthal die Fabrikation von Strohwaren, die nach ein paar Jahrzehnten wieder eingestellt wird. Im Schloss richtet er eine Bibliothek ein, die u.a. ein grosses Familienarchiv umfasst. Seine Zeit widmet er vor allem der Bewirtschaftung seiner Güter. An die aufwendige Lebensweise seiner Eltern gewöhnt, lebt er oft über seine Verhältnisse. Zur Aufbesserung seines Einkommens versucht er sich in der Branntweinbrennerei. Die Steine zum heute noch als Ruine vorhandenen Gebäude muss die alte Burg Schollenberg liefern. 1840 ersetzt er den einfachen Vorbau auf der Ostseite des Schlosses durch einen verspielten, spätgotischen Eingangsvorbau im Tudorstil. Hier befindet sich ab nun der Hauptzugang (vorheriger Haupteingang in der Südseite des Zwischenbaus – Ort des ursprünglichen Hauptzugangs unklar). Im gleichen Stil lässt er das südöstliche Eckzimmer des 1. Wohngeschosses täfern (Tudorstübli).

1868 geht der ganze Besitz an die Schwester Georgs, Cäcilia Escher, über, da seine Kinder alle früh gestorben sind. 1875 verkauft sie das Schlossgut Berg und zieht sich ins Schloss Eigenthal zurück. Der Übergang von alter zu neuer Ordnung findet in den Lebenserinnerungen der letzten Escherschen Bewohnerin des Schlosses eine subtile Beschreibung.

1887 wird der in der Schlossmauer eingemauerte Grabstein des Junkers Stapfer ins Landesmuseum überführt. Die Inschriften lauten: «Stemmata quid faciunt! Geschlecht hin, Geschlecht her, der Tot Klopft an bey Bürger, Baur und Edelmann» und «Hie liegt Begraben der Wohledle Gestrenge Junker Hans Heinrich Stapfer von Zürich dieses stammes der Letste. Starb zu Eigenthal den 21 Novembris Anno Christi 1670 Aetatis 43.»

Ende des 19. Jahrhunderts wird die Hanfreibe abgebrochen.

Nach dem Tod Cäcilia Eschers am 19. Dezember 1885 heissen die neuen Besitzer 1886 Simon und Ludwig Rothschild (Geilingen). Die weiteren Besitzer sind laut Lagerbuch der Brandversicherung: Alois Bernhard aus Zürich (1895), David Hagmann (1896), Alois Bernhard (1897), Rosano Giger (1899), Simon und Ludwig Rothschild (1901), Erben des Simon Rothschild: Ludwig Rothschild (1911), Karl Dinger, Kaufmann (1917), (?) Morf (1923), Anna Barbara Meier (1923 – Familie Meier von Seeb-Bülach), Walter C. Rüegg-von Rothenthal, Bankier, Zürich (1927).

Der neue Besitzer Walter C. Rüegg (Architekt Arter) renoviert das Schloss, versieht die Räume z.T. mit einer neuen, vorwiegend aus dem Kunsthandel stammenden Innenausstattung (u.a. lässt er einen blaubemalten Ofen aus dem Haus «zum Toggenbburg», Stadthausstrasse Winterthur im südwestlichen Wohnzimmer des 2. Wohngeschosses einbauen) und umschliesst das Areal mit einer Mauer, deren Haupteingang er 1932 mit einem aus Kyburg kommenden Tor aus dem 18. Jh. verschliessen lässt. Nach seinen Vorstellungen wird wohl der spätgotische Eingangsvorbau durch die heutige Vorhalle ersetzt und 1926 das ehemalige Waschhaus zur Terrasse vor dem westlichen Teil der Südfassade umgebaut.

Anlässlich der Innenrenovation werden im 1. Wohngeschoss des östlichen Flügels ornamentale Malerein mit Rankenwerk und Vögeln auf den Balkendecken entdeckt, die vermutlich aus dem Ende des 16. Jahrhunderts stammen. Sie werden jedoch wieder zugedeckt. 1927 wird die Mühle abgebrochen. Die Bemühungen Rüeggs, den Grabstein Stapfers von 1670 wieder auf das Schloss zurückzubringen, scheitern offensichtlich, denn die Platte ist heute nirgends zu finden.

1938 geht das Schlossgut in den Besitz von Werner Amsler aus Schaffhausen über, der es als Sommersitz nutzt, sowie Schloss und Park renoviert (1964 Fassadenrenovation).

Der nachfolgende Besitzer, G. van Riemsdijk, ein gebürtiger Holländer mit Schweizer Pass, lässt 1980 die Fassaden renovieren und modernisiert das Innere des Gebäudes 1983 nach Plänen des Winterthurer Architekten Max Krentel. Wiederum werden die bereits 1932 entdeckten Grisaillemalereien im 1. und 2. Wohngeschoss freigelegt und wieder zugedeckt.

Wenn schon in der Zeit der früheren Besitzer W. Rüegg und W. Amsler vieles an alter Substanz verloren gegangen ist, so scheint durch diese Renovation noch mehr an historischen Elementen verschwunden zu sein. Deutlichstes Zeichen einer neuen Aera ist der Einbau eines Hallenschwimmbades in den Hang vor der Südfassade und eines Lifts, der – sehr gut ins Gebäude integriert – vier der insgesamt fünf Stockwerke erschliesst.

Der heutige Eigentümer, der aus der Nachbargemeinde Flaach stammende Hans Peter Peier und seine Frau Doris Peier - Brandenberger unterziehen in den Jahren 2001 und 2002 die gesamte Schlossanlage einer Totalrenovation. Mit Akribie und grosser Sorgfalt wird Erhaltenswertes (Fassaden, Stuckdecken, Parkett- und Tonplattenböden, Öfen, Cheminées, Täfer, Fensterläden etc.) renoviert, ergänzt oder erneuert. Bauteile und Innenausstattungen die aus der jüngsten Vergangenheit stammen werden fachmännisch entfernt, so dass die noch vorhandene historische Substanz wieder voll zur Geltung kommt. Die 1926 gebaute Vorhalle beim Haupteingang wird besser auf das Gebäude abgestimmt und das Aussen-WC rechts der Eingangstür entfernt. An dessen Stelle wird auf der Nordseite der Eingangshalle – wie auf der Südseite bereits vorhanden – ein grosses Fenster eingebaut.

Auf der Anhöhe im Osten des Schlosses wird ein Badegarten mit Pool und Sommerhaus angelegt und gleichzeitig die unterirdische Garage ausgebaut. Besondere Aufmerksamkeit wird der Gestaltung des 2,5 ha grossen Parks mit schönen Bruchsteinmauern, Wald und Reben gewidmet.

Die Familie Peier wohnt seit 2002 im Schloss und nutzt die Anlage ausschliesslich für private Zwecke.